John Michael „Ozzy“ Osbourne ist ein britischer Rockmusiker. Bekannt wurde Ozzy Osbourne als Lead-Sänger der den Heavy Metal prägenden Hard-Rock-Band Black Sabbath. Als Solokünstler erreichte er ab 1980 bis Mitte der 1990er Jahre mehrere Platinauszeichnungen. Zuletzt: „Ordinary Man“ (2020).
Ozzy Osbourne Opens Up on Living with Parkinson’s: “I Feel Like I’m Walking Around in Lead Boots” […] „You don’t know when you’re gonna wake up and you ain’t gonna be able to get out of bed“.
Der 1928 geborene Dichter litt an Parkinson. Hätte er noch ein Buch schreiben können, hätte es – wie er selbst sagte – „Reisen im eigenen Zimmer“ geheißen. Diese Reisen führen ihn in Grenzräume zwischen klarem Geist und glühender Halluzination, durch die Zimmer der geheimnisvollen Villa am Festungsberg, an die Plätze seiner national-sozialistischen Jugend, zu den rauschenden Festen alter Freunde, in die fernen Länder der Gedankenreisen und die Abgrundwelten seiner Albträume
›Den bedeutendsten unter Österreichs bisher unentdeckten Autoren‹, nennt ihn der österreichische Erfolgsautor Daniel Kehlmann. Karl-Markus Gauß hält ihn für einen der besten Essayisten Österreichs, und Kollege Thomas Bernhard hat einst über Amanshauser gesagt: ›Habe mich bei jedem Preisausschreiben beteiligt, hab allerdings nie einen gekriegt, ich hab sicher fünf oder sechs Mal beim Trakl-Preis eingereicht, den hat dann immer der Amanshauser gekriegt oder irgendwer. Ich bin ja oft zur Jugendkulturwoche gefahren, da haben sie dann vom Amanshauser zehn Gedichte gelesen, und von mir eines mit vier Zeilen, das war immer die Degradierung und die Rivalität, und dann will man gedruckt sein.‹
Gerhard Amanshauser, geboren 2. Jänner 1928 in Salzburg, gestorben 2. September 2006 ebenda, ist in den Siebziger Jahren als Schriftsteller bekannt geworden (u.a. ›Schloss mit späten Gästen‹, Roman, Residenz Verlag 1975, verfilmt 1981 vom ORF). Seit 1996 legt die ›Bibliothek der Provinz‹ sein Gesamtwerk neu auf, mit ›Terrassenbuch‹, ›Mansardenbuch‹ und ›Fransenbuch‹ hat er Klassiker der modernen deutschsprachigen Literatur geschaffen. Zuletzt erschien im Residenz Verlag die Autobiographie ›Als Barbar im Prater‹. Sein literarisches Werk ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden.
Gerhard Amanshauser gilt vor allem als Meister der Kurzprosa, des Essays und der Satire. Er hat sich immer vom zeitgenössischen Gesellschafts- und auch Literaturbetrieb distanziert. Bis auf wenige Reisen, nach China und Indien, hat er sein ganzes Leben in der Amanshauser-Villa am Festungsberg verbracht. Aus der selbstgewählten Isolation des Schriftstellers, ist krankheitsbedingt, eine erzwungene Isolation geworden.
Stefan Weber (* 8. November 1946 in Wien; † 7. Juni 2018)
Der Drahdiwaberl Bandleader ist tot
Die Jüngeren wissen vielleicht nicht, woher sie den Namen kennen sollten, für meine Generation war er der komplett überdrehte schrille Bandleader von Drahdiwaberl, schon zu Lebzeiten eine Legende, hatte er 1969 doch die „wildeste Band Österreichs“ gegründet und bei allen Auftritten ordentlich die Sau herausgelassen.
Nun ist er tot, 71-jährig gestorben und ich hoffe, er kann es mit den Engerln wieder ausgelassen treiben, denn in den letzten Jahren hatte er mit dem Scheiß-Parkinson keinerlei Lebensqualität mehr. Ich weiss nur zu genau wovon ich spreche, von seiner Tochter Monika und im Vorjahr habe ich ihn noch im Spital besucht. Aber „Gespräch“ gab es leider keines. Mich haben nur zwei dunkle Augen angestarrt als ob er mich verstehen würde, aber seine Zunge konnte keine Worte mehr formen. Ich war bei ihm, um die Zusage zu erbitten, seinen „Parkinson Blues“ übersetzen und als Duett aufnehmen zu dürfen. Monika sagte mir danach, dass er sich gefreut habe und mit meiner Übersetzung und dem Projekt einverstanden sei. Das war Parkinson im letzten Stadium und ich habe lange darüber sinniert, wann es wohl bei mir so weit sein würde, – und das waren keine guten Aussichten.
Schade, dass er seinen Blues nicht mehr auf der Parkinsong CD hören kann. Meine tiefe Anteilnahme geht an Monika und die Familie, aber jetzt hat ers wieder gut, da oben mit den Engerln, denn unten habens ihn doch nicht reingelassen. R.I.P. Stefan.
Patient spricht über sein Leben mit Parkinson: „Nachts bin ich ein unbewegliches Zementsackerl“
Stefan Veigl, am 10. April 2025 | Foto: Margit Kundigraber
Anlässlich des Welt-Parkinson-Tags am 11. April haben die SN mit Gerald Ganglbauer (67) gesprochen. Er erfuhr mit 48 Jahren von seiner Erkrankung und geht sehr offen damit um – erzählt aber auch über die dunklen Stunden in seinem Leben.
Was Ganglbauer beruflich in Australien getan hat, warum er Selbsthilfegruppen gegründet hat und zeitweise immer noch Auto fährt, lesen Sie unter www.SN.at/wissen
Stefan Veigl, am 10. April 2025
SN: Sie haben im Jahr 2006, damals waren Sie gerade 48 Jahre alt, Ihre Parkinson-Diagnose bekommen. Wie kam es dazu? Hatten Sie selbst bereits einen Verdacht in diese Richtung?
Nein, ich hatte überhaupt keinen Verdacht. Ich habe nur gemerkt, dass gewisse Dinge nicht mehr so gut funktionieren, wie ich es gewohnt war: Das Zähneputzen etwa; oder, dass ich beim Schlafen immer unruhige Beine hatte – und ich hinkte leicht mit dem rechten Bein. Heute weiß ich: Es sind die bekannten kleinen, winzigen Symptome, die auf Parkinson hinweisen, die man aber noch nicht als Gesamtes sieht, wenn man nicht an die Krankheit denkt. Also bin ich einfach zum Arzt gegangen und habe gefragt, was da eigentlich los ist – auch, weil ich sehr müde war. Die erste Vermutung war daher eine chronische Fatigue. Es hat dann am Ende fast zwei Jahre gedauert, bis ich die Folgen der Diagnose Morbus Parkinson begriffen habe, bis ich gelernt habe, was da für mich als Patient erforderlich ist und wie ich es auf meine Situation umlegen kann.
SN: Wie war der weitere Verlauf der Krankheit? Mit welchen Einschränkungen kämpfen Sie mittlerweile?
Der weitere Verlauf war schleichend und unauffällig. In den ersten Jahren kann man die Krankheit sehr gut verstecken; sie fällt kaum jemandem auf. Man denkt einfach, man wird alt und gibt sich vielleicht sogar damit zufrieden. Man denkt sich, es wäre eh nicht so schlimm und macht sein Leben weiter. Aber irgendwann kam ich dann doch zu dem Punkt, wo ich mir gedacht habe: Jetzt werde ich mich mal umschauen, wie es die anderen Parkinson-Patienten machen. Wie geht es ihnen? Was tut sich in ihrem Leben, beziehungsweise was tut sich nicht mehr in ihrem Leben? Denn es ist ja auch interessant, schon vorab die negative Seite der Krankheit kennenzulernen. Denn bevor manches eintritt, kennt man sich zunächst nicht aus. Man trinkt zwar weiter ein Bier, merkt aber, dass man dadurch viel schneller erschöpft wird. Man geht weniger aus. In Summe zeigt sich dann doch ein Bild, das irgendwann nach Parkinson aussieht. Man ist vielleicht noch eine Zeit lang bemüht, sich die Diagnose nicht einzugestehen. Aber irgendwann ist es dann doch normal. Denn, wenn man kein Arzt ist, weiß man im Regelfall nur wenig oder gar nichts darüber. Man glaubt, es ist eine Alterskrankheit; aber ich habe die Diagnose schon mit 48 Jahren erhalten. Man kann sich sehr darüber ärgern, aber man kann es nicht ändern. Aber: Wenn Sie es schaffen, den sanften, schleichenden Beginn auf ein paar Jahre auszudehnen, dann ist man im Nachhinein richtig froh darüber. Denn später wird es immer schlimmer, weil die Krankheitskurve steiler nach unten geht; denn die Einflüsse der Krankheit auf den Körper sind schon sehr umfangreich.
SN: Ein typisches Symptom vieler Parkinson-Patienten ist ja das Zittern, der Tremor. Zudem haben viele Patienten oft bald erste Probleme mit der Mobilität. Wie ist das bei Ihnen?
Tremor habe ich ganz selten; fast gar keinen. Es heißt ja, um Parkinson zu klassifizieren, braucht man drei Hauptsymptome; eines davon ist der Rigor, diese typische Steifigkeit; ein weiteres ist der Tremor; und dazu kommt oft noch die Verlangsamung. Ich habe noch keinen Tremor, dafür habe ich eine starke Verlangsamung: Ich habe sozusagen eine Bremse eingebaut, die mich langsamer macht, und schwer, sodass ich mich im liegen nicht mehr selbstständig drehen kann. Bei der Computerarbeit ist es noch nicht so schlimm: Ich fahre mit der Maus über den Bildschirm, wenn es mir gut geht – ich sage, ich bin im On-Modus – in normaler Geschwindigkeit und klicke herum. Wenn ich aber im Off-Modus bin, dann stecke ich überhaupt fest. Ich lege die eine Hand noch mit Hilfe der anderen Hand auf die Maus und fahre damit nur langsam über den Bildschirm. Man kann sich dabei selbst eine Viertelstunde zuschauen, wie die Hand klemmt und nichts weitergeht; und man die Maus nicht bedienen kann. So fühlt sich dieser Zustand an. Es geht natürlich später wieder besser. Aber oft wird die eigene Geschwindigkeit des Körpers so stark gebremst, dass man praktisch schon gelähmt ist.
SN: Wie oft tritt so eine schlechte Phase auf, bei der Sie fast wie gelähmt sind?
Das sind keine ganzen Tage, sondern die Frequenzen sind kürzer; das tritt also etwa alle zwei bis drei Stunden auf. Denn ich nehme mein derzeitiges Hauptmedikament in Form von Tabletten alle drei Stunden ein, und mein Dopamin-Spiegel kommt dann weitgehend wieder auf ein normales Niveau. Dann geht es mir eine halbe Stunde oder auch eine Stunde gut und ich bin relativ gut drauf. Ich kann alles machen, was ich machen möchte. Aber das ist dann wieder vorbei. Dann kommt wieder diese Bremse, wo mein Motor zwar läuft, aber ich nicht weiterkomme. Das ist fünf, sechs Mal am Tag. Und in der Nacht bin ich im Moment ein unbewegliches Zementsackerl. Denn ich kann mich nicht selbständig umdrehen im Bett.
SN: Sie sind ja früher sehr viel beruflich und privat gereist; auch als Musikfan. Ist das für Sie weiterhin noch möglich?
Reisen ist nur mehr mit Einschränkungen möglich. Ich bin ja tatsächlich ein Weltreisender gewesen: Ich habe mein halbes Leben in Australien und Indien verbracht. Aber ich habe auch heuer schon zwei größere Trips hinter mir: Ich bin nach Barcelona zum Welt-Parkinson-Kongress geflogen. Und ich war auch beim dreitägigen Jazz-Festival heuer im Jänner in Saalfelden. Nach Saalfelden bin ich ganz alleine mit dem Zug angereist. Aber in Saalfelden bin ich draufgekommen, dass so etwas eigentlich fast nicht mehr geht für mich. Ich bräuchte eigentlich jemanden, der mir hilft; der mich an der Hand nimmt, wenn ich im Off-Modus bin. Denn wenn ich auf On bin, mache ich alles selber, auch den Check-In und so weiter. Aber ich bräuchte jemanden, der mich in der früh aus dem Bett herauszieht. Und insgesamt braucht es für solche Reisen bei mir sehr viel Vorausplanung: Ich muss die Tabletten abzählen, denn es ginge gar nicht, wenn ich die Medikamente nicht dabeihabe. Aber das Fliegen nach Barcelona war möglich, aber nur unter großen Mühen und mit guter Planung: Denn, wenn ich einen Termin habe, muss ich rechtzeitig vorher die Medikamente nehmen, damit ich keinen Stress bekomme. Aber derzeit habe ich insgesamt einen Punkt erreicht, wo ich kaum mehr mit Fremden kommuniziere oder in die Öffentlichkeit gehe und auch keine Ansprachen mehr halte…
SN … dabei waren bzw. sind sie ja aktuell hauptberuflich Autor, Herausgeber eines Online-Kulturmagazins, sowie Konzertveranstalter. Wie gut und wie lange können bzw. konnten Sie ihren Beruf trotz der Krankheit ausüben?
Ich habe für den heurigen Sommer noch zum vierten Mal ein Kulturfestival in meiner Wahlheimat, der Gemeinde Stattegg (Bezirk Graz-Umgebung, Anm.), konzipiert und kuratiert. Das ist mein Abschiedsgeschenk an die Gemeinde. Dann ist dieses Engagement für mich vorbei. Aber zum Thema Berufsleben: Wie schon vorhin erwähnt habe ich von 1989 bis 2013 in Australien gelebt und dort als Grafiker mein Geld verdient. Aber, als ich 2006 die Parkinson-Diagnose bekommen habe, habe ich dort bereits innerhalb eines Jahres eine Arbeitsunfähigkeits-Pension genehmigt bekommen. Ich habe aber normal weitergearbeitet, daneben aber immer mehr Dinge gestartet, die ich freiwillig und ehrenamtlich, also ohne Erwerbsabsicht mache. Also, es geht schon irgendwie so dahin. Daher war auch der Verlag, den ich gegründet habe, eigentlich ein Hobby. In Australien habe ich außerdem als Reiseführer im Busch gearbeitet; und habe in meiner Zeitschrift Literatur- und Buchbesprechungen gemacht. Es war also ein Gesamtmix an Tätigkeiten, den ich so gemacht habe. Seit 2013 bin ich wieder zurück in Österreich; da bekomme ich auch eine Pension – aber nur rund 180 Euro, weil ich hier nur etwa 10 Jahre in die Pensionsversicherung eingezahlt habe. Ich bin also versicherungstechnisch gesehen mehr Australier als Österreicher. Ich habe zwar eine besch… Krankheit, aber es gibt Schlimmeres.
SN: Mit welchen Medikamenten haben Sie die Krankheit bekämpft? Und konnten Sie dadurch zumindestens eine Verlangsamung des Verlaufs erreichen?
Ja. Ich kenne sehr viele Betroffene – ich bin ja der Initiator mehrerer Parkinson-Selbsthilfegruppen – und tatsächlich ist die Krankheit bei mir langsamer verlaufen als bei anderen. Das liegt vielleicht daran, dass ich versucht habe, die Medikamente sehr regelmäßig zu nehmen. Zuletzt habe ich Madopar bekommen, das soll den Dopaminspiegel heben. Diese Tabletten nehme ich, wie erwähnt, fünf Mal am Tag.
SN: Sie gehen sehr offen mit Ihrer Erkrankung um und waren auch jahrelang Präsident einer Online-Selbsthilfegruppe. Warum machen Sie das?
Ich glaube, ich habe es am Anfang gemacht, um mich selbst zu verstehen, um mich selbst mit dem Krankheitsbild auseinanderzusetzen. Im Vergleich mit Kolleginnen und Kollegen habe ich gesehen, dass Parkinson oft aus einem Mix aus Symptomen besteht und daher eine sehr individuelle Geschichte ist. Wenn ich mit jemandem trotz meiner Krankheit auf ein Bier gehe habe ich auch schon Fälle erlebt, wo jemand dann umgefallen ist und sich sogar etwas gebrochen hat. Ich falle manchmal auch um; aber ich bin bisher immer so gefallen, dass ich mir nichts gebrochen, sondern nur blaue Flecken hatte; aber die stören mich nicht. Das Engagement in den Selbsthilfegruppen bringt mir aber auch die Genugtuung, dass ich mit der Krankheit nicht alleine bin; denn hier lernt man Menschen mit ähnlichen Problemen kennen. Daraus sind auch Freundschaften entstanden. Aber auch die beste Selbsthilfegruppe nimmt einem nicht die Schmerzen, die man manchmal in der Nacht hat. Insgesamt fühle ich mich mit meiner Krankheit wie ein Motor, der läuft, aber nicht auf Touren kommen darf.
SN: Stichwort Motor: Wie ist es um ihre Beweglichkeit bestellt? Manche Parkinson-Patienten landen irgendwann im Rollstuhl.
Wenn ich gut drauf bin, fahre ich sogar noch mit dem Radl – oder mit dem Auto. Beides geht aber nur in den On-Phasen; in den Off-Phasen muss ich das Auto stehen lassen; weil ich sonst wohl Angst hätte, einen Unfall zu verursachen. Mein Neurologe hat mir schon vor längerem ein Auto mit Automatikschaltung empfohlen, mit dem fühle ich mich wohl. Aber in den Off-Phasen bin ich nicht so reaktionsfähig – etwa mit den Beinen bei den Pedalen.
SN: Wie geht es Ihnen psychisch? Wie lebt man mit dem Wissen, eine derzeit noch unheilbare Krankheit zu haben?
Man beschäftigt sich schon – rein theoretisch – auch mit der Suizidfrage. Aber die Ärzte sagen: Schau auf deine Lebensqualität. Denn, solange die Lebensqualität gut ist, kann man gut mit Parkinson weiterleben. Ich kann mich auch noch an mein gesundes Leben davor erinnern. Jetzt ist es schon schwer. Ich freue mich schon, wenn ich eine Stunde lang vergessen kann, dass ich krank bin – weil ich mit einem Freund rede oder einen Film anschaue – dann ist das für mich Lebensqualität! Aber, wenn ich nur mehr im Bett liege und Trübsinn blase, dann weiß ich nicht, was passiert.
SN: Außerdem haben Sie es geschafft, mittels Rockmusik einen Preis für Parkinson-Forschung stiften zu können. Wie ist das Projekt konkret abgelaufen?
Das war der Parkinsong-Award, den ich für junge Neurologinnen und Neurologen ausgerufen habe. Wir haben 10.000 Euro zusammengebacht – durch Spenden in der Coronazeit. Damals haben wir ein Konzert live gestreamt; daraus ist der Preis entstanden. Außerdem haben wir eine CD produziert – mit Duetten von etablierten Rock-Musikern, die gemeinsam mit Parkinson-Betroffenen gesungen haben. Das Geld ging an fünf junge Ärztinnen und Ärzte – aus Innsbruck, Graz und Niederösterreich; der Preis wurde auch in den Medien gewürdigt. Und ich habe damals auch noch weitere Benefiz-Konzerte veranstaltet – und nochmals 10.000 Euro als Stipendien für Reisen zum Welt-Parkinson-Kongress in Barcelona vergeben können. Die Stipendien sind je zur Hälfte an junge Forschende und an Parkinson-Betroffene gegangen.
SN: Im Jahr 2022 sind Sie, mit damals 64 Jahren, auch noch als grüner Gemeinderat in ihrer kleinen Gemeinde aktiv geworden. Warum tun Sie sich das an? Was wollen Sie hier bewegen?
Ich wollte mich selbst fit halten, darum habe ich mir das angetan. Ich war schon in meiner Zeit in Sydney dort auch Bezirksvorsteher. Daher ist Politik für mich nichts Neues. Mir geht es um die Kleinigkeiten, die man in der Kommunalpolitik bewegen kann, ganz direkt in der Nachbarschaft: Man kann da eine Fußgängerampel und dort eine verkehrsberuhigte Zone oder eine Wohnstraße umsetzen. Das haben wir auch in Sydney so gemacht. Das erste Projekt in meiner jetzigen Heimatgemeinde Stattegg war ein Postkastl, das wir bei uns am Dorfplatz installiert haben.
SN: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Wünschen und kriegen ist hier ein großer Unterschied. Aber: Der größte Wunsch wäre die Heilung von Parkinson. Diesen Gedanken hat wohl jeder, der von der Krankheit betroffen ist. Denn man will ja nicht weiter durch die Gegend wackeln. Ich wünsche mir, dass ich in der Öffentlichkeit nicht für einen Alkoholiker gehalten werde, sondern, dass das Verständnis für das Krankheitsbild von Parkinson größer wird. Dazu braucht es noch viel Bewusstseinsbildung. Denn es braucht von unseren Mitmenschen auch Verständnis für unsere Unbeholfenheit. Denn unser Hirn funktioniert ja weiter gut; aber ich wirke motorisch patschert – das ist keine schöne Selbstbeschreibung, aber sie trifft zu. So ehrlich muss man sein. Als zweites wünsche ich mir, dass die medikamentösen Behandlungen so viel besser werden, dass auch die Lebensqualität im Verlauf der Krankheit weiter möglichst hoch bleibt. Denn, dass wir jetzt miteinander reden ist ja auch ein Zeichen dafür, dass ich bis auf das Motorische gesund bin.
Ein deutschsprachiger Beitrag von Barbara Barkhausen in Australiens multikulturellem SBS Radio über Gerald Ganglbauers „Ultimo Support Group“ für Menschen mit Parkinson.
Parkinson’s in the City of Sydney
Ultimo ist ein Precinct (Bezirk) in der Innenstadt von Sydney.
Justus Neumann ist 1987 nach Australien ausgewandert. Er hatte im September 2016 seine letzte Aufführung im MuTh (Wien) mit „Häuptling Abendwind“. Im Dezember 2022 wurde bei ihm Parkinson diagnostiziert.
1989 oder 1990 war ich, auch ein Ausgewanderter, zu Besuch in seinem selbst gebauten Haus in Adventure Bay auf Bruny Island, einem gottverlassenen Stück Land vor Tasmanien, das stolz den besten Seelachs in alle Welt exportiert, aber mir nicht erklären konnte, was einen Wiener Burgschauspieler an diesem entlegenen Ort fest hielt.
Eva, seine Freundin aus Österreich, bewohnte das Haus, während Justus wieder einmal im Burgtheater auf der Bühne stand. Ein oder zwei Jahre später lernten wir uns in Graz kennen, wo er mit Tamara Saulwick „Don Quichote, Mann von La Mancha“ spielte. Damals hatten wir nicht die leiseste Ahnung, dass wir beide einmal an Parkinson erkranken würden.
Heute kämpfen wir – jeder auf seine Art – wieder gegen diese verdammten Windmühlen. Er macht das mit surrealem Witz am MuTh mit „Die Weisheit des Herrn Parkinson“. Ich hätte ihn in dieser Rolle nach so vielen Jahren gerne wieder gesehen. Auf Bruny ists wohl nicht mehr möglich, eher noch irgendwann in Wien.
Parkinson’s disease is the gift that keeps on taking. But it truly has been a gift. It’s connected me with you, and the worldwide Parkinson’s community, driving the search for a cure. Because of you, a future without Parkinson’s is possible.
Whether you joined a clinical trial, laced up for a race, wrote a letter to your local representatives or donated to research in 2022, you are the difference. For that, I am forever grateful.
Together, we’ll get it done.
With warmest wishes for a joyous New Year, Michael J. Fox
A Robert Abelson Brock Adams Muhammad Ali Steve Alten Genrich Altshuller Jack Anderson (columnist) Sparky Anderson Frank Annunzio Irina Antonova Alfonso Arana Maurice Ascalon
B Roger Bannister Anthony Barber Ralph Barbieri Martin Bayne José Bernal Lindy Berry Nicholas Bethell, 4th Baron Bethell David B. Bleak Lionel Blue Mocky Brereton Bernard Buffet George H. W. Bush
C Brian Cant Berugo Carámbula Roger Caron Humphrey Carpenter Don Chipp Dick Clark Richard Clements (journalist) Michael R. Clifford John Cornell Zelman Cowen Jordan Cronenweth
Salvador Dalí
D Bill Dana (pilot) Richard Derrick Basil D’Oliveira James Doohan Lindsay Dorrier Robert Dryden (actor)
Ottfried Fischer
F Jürg Federspiel Nosson Tzvi Finkel (Mir) Thomas R. Fitzgerald (judge) Michael J. Fox
G Gerald Ganglbauer Rod Gantefoer Chris Garland Bill Geist Janie Lou Gibbs Kirk Gibson Billy Graham Allan Grant Brian Grant Grace Griffith Andrew Grove
H Shay Healy Roy Heath Fergus Henderson Maxi Herber Tom Hickey (actor) Gordon Hillman Chester Himes George Hislop Peter Hoagland Margaret Hodges Peter Hofmann Bob Hoskins
I Iacob Iacobovici Johnny Isakson Ishimoda Shō
J Mary Jackson (actress) Frank Jenner Rita Joe Charlotte Johnson Wahl Martha Johnson (singer) Paulo José
K Jerney Kaagman Wilhelm Kempff Ray Kennedy Guy Kibbee Michael Kinsley Arthur Koestler
L Udo Lattek Alice Lazzarini
M Paul Madeley John Louis Mansi Mao Zedong Sterling Marlin Jim Marsh (basketball) Terry Martin (politician) Herbert Mayr Duncan McDuffie W. Grant McMurray Alois Mock Richard Moir Eugenio Monti
N Knowlton Nash Giulio Natta Justus Neumann Michael Newman (lifeguard) William Norris (CEO)
O Eugene O’Neill Christopher Orlebar
P M. Scott Peck Donald Pederson Brent Peterson Ben Petrick Roger Peyrefitte Davis Phinney Michael Pitfield Bud Poilea Sam Posey Enoch Powell Larry Powers Vincent Price
Linda Ronstadt
R Hans Ras Michael Redgrave Leo M. Reinbold Janet Reno Edith Rigby Dorothy Comstock Riley Freddie Roach (boxing) Murray Rose (politician) Sinclair Ross Margaret Rule Sonia Rykiel
S Sha’ari Tadin Rick Shapiro Ed Sikov Saadi Simawe Walter Sisulu Neddy Smith Chester Stranczek Paul Sturrock
T Tan Boon Teik Jean-Louis Tauran A. J. P. Taylor Arthur Tedder, 1st Baron Tedder Nina Temple Richard Thompson (cartoonist) Pat Torpey Mirko Tremaglia Pierre Trudeau
V Jay Van Andel Ivan Vaughan Iiro Viinanen Galina Vishnevskaya James Vorenberg
I am always hoarse The voice is getting lower Dressing suddenly takes longer The buttonhole becomes narrower Fiddling the key in its hole is hard Can’t find the way into the sleeve I walk as I am totally drunk But suddenly I feel like 25 The old force floods back in I hear my fans shout my name I’m getting stronger Getting back to my old self
I want a persistent erection Fuck Parkinson’s
Forget about skiing Dancing is difficult, too I was Travolta on the dance floor Now I watch or go to bed People think I’m just a drunk But suddenly I feel the dopamine I know that I’m the best I must perform without fail As if my life depends on it
Parkinson Blues
Wienerisch (Viennese German) Text Stefan Weber
I bin immer heiser Die Stimme, die wird leiser Des Oziagn dauert plötzlich länger Des Knopfloch wird auf amoi enger Ins Schlüsselloch treffen is a Gfrett, Des Loch im Ärmel find i ned I torkel daher als war i blunznfett Oba auf amoi bin i 25 Die oide Kraft schiaßt ma ein I her die Fans mein Namen schrein I werd immer stärker Werd zum Berserker
I wüü a Dauererektion I scheiß auf den Parkinson
(the show must go on)
Schifoan kann i nimma mehr Auch tanzen geht nur mehr schwer I woa der Travolta am Tanzparkett Jetzt schau i zua oder geh ins Bett Torkel als war i blunznfett Oba plötzlich spür i des Dopamin I waas dass i der beste bin I derf ma jetzt kaa Blöße gebn I spüü ois gangat’s um mei Leben
I kriag a Dauererektion Ich scheiß auf den Parkinson
I wüü a Dauererektion I scheiß auf den Parkinson
(the show must go on)
Fuck Parkinson’s
How Will It Be
I’m driving here alone The road I’ve ever known When the night comes in Will it change My life so rough I ask my stars above How will I know, how
But I’m here to be with you Forever be with you
Baby, how will it be If I’m holding you tight How will it be If I love you tonight How will it be If I’m sharing all All my dreams with you
I feel I’m not alone With the fight I’ve ever known
Will you stand by me Take my hand, take me all Take the centre of my soul Then you will know, you will
Why I’m here to be with you Forever be with you Baby, how will it be If I’m holding you tight How will it be If I love you tonight How will it be If I’m sharing all All my dreams with you
I’m here to be with you Forever be with you
Baby, how will it be If I’m holding you tight How will it be If I love you tonight How will it be If I’m sharing all All my dreams with you Forever be with you
Baby, how will it be How will it be, how will it be If I’m sharing all All my dreams with you Forever be with you How will it be
Es gibt gewöhnliche Veröffentlichungen und solche, die in ihrer Bedeutung dann doch eine andere Ebene durchstoßen. Genau um eine solche handelt es sich bei „Parkinson Blues“. GERALD GANGLBAUERS im vergangenen Jahr erschienene Mini-EP ist zugleich eine Verneigung vor dem 2018 verstorbenen Musiker und Komponisten STEFAN WEBER wie auch der eindringliche musikalische Ausdruck der eigenen Gemütslage.
Wie der ehemalige legendäre Drahdiwaberl-Frontmann bis zu seinem Tod mit der Krankheit Parkinson zu kämpfen hatte, muss dies auch der gebürtige Grazer tun. Seit mittlerweile mehr als fünfzehn Jahren. Und das auch mehr schlecht als recht, wie Gerald Ganglbauer in einem im letzten Jahr erschienenen Interview mit dem Profil erzählt. Doch aufgeben und sich einfach dem Schicksal ergeben, kommt für den Autor, Verleger und Zeitschriftenherausgeber, der viele Jahre in Australien lebte, in keinem Moment in Frage.
Der Grazer mit der Liebe für rockige Klänge engagierte sich seit Anbeginn und arbeitete unermüdlich daran, mehr Bewusstsein für das Thema zu schaffen. Unter anderem tut er dies mit parkinsong.org, einem Musikprojekt, zu dem er durch den 4. Weltparkinsonkongress in Portland inspiriert wurde und in dessen Rahmen Musiker*innen und Songwriter*innen mit Parkinson-Betroffenen Duette singen. Das erste Ergebnis dieses Projektes war 2019 das Album „Parkinsong Duets“, das beim fünften Weltparkinsonkongress in Kyoto/Japan präsentiert wurde. Mit dem Reinerlös rief Gerald Ganglbauer den mit € 10.000 dotierte Parkinsong Award ins Leben, der besondere Leistungen in der Parkinson-Forschung auszeichnet und 2020 erstmals vergeben wurde.
Live Mitschnitt vom Lässerhof
2021 folgte dann die bereits eingangs erwähnte Mini-EP „Parkinson Blues“. Gemeinsam mit der Grazer Hardrock-Gruppe Badhoven, die schon für das Album „Parkinsong Duets“ zwei Songs beigesteuert hatte, machte sich Gerald Ganglbauer unter anderem an ein Cover bzw. eine Neuinterpretation des gleichnamigen Liedes aus der Feder von Stefan Weber. Die Nummer kann als eine schonungslose Abrechnung mit der Krankheit verstanden werden. Man hört in der Stimme Ganglbauers, wie in Stefan Webers Original, die Wut heraus, die Verzweiflung, die ihn begleitet.„I scheiß auf den Parkinson“ schreit er, um im gleichen Atemzug ein „the show must go on“ folgen zu lassen. Und es geht weiter, wie der Grazer mit seinen Projekten zeigt. Er hat auch in Zukunft noch einiges vor. Unterkriegen lässt er sich nicht.
Der 1928 geborene Dichter litt an Parkinson. Hätte er noch ein Buch schreiben können, hätte es – wie er selbst sagte – „Reisen im eigenen Zimmer“ geheißen. Diese Reisen führen ihn in Grenzräume zwischen klarem Geist und glühender Halluzination, durch die Zimmer der geheimnisvollen Villa am Festungsberg, an die Plätze seiner national-sozialistischen Jugend, zu den rauschenden Festen alter Freunde, in die fernen Länder der Gedankenreisen und die Abgrundwelten seiner Albträume.
›Den bedeutendsten unter Österreichs bisher unentdeckten Autoren‹, nennt ihn der österreichische Erfolgsautor Daniel Kehlmann. Karl-Markus Gauß hält ihn für einen der besten Essayisten Österreichs, und Kollege Thomas Bernhard hat einst über Amanshauser gesagt: ›Habe mich bei jedem Preisausschreiben beteiligt, hab allerdings nie einen gekriegt, ich hab sicher fünf oder sechs Mal beim Trakl-Preis eingereicht, den hat dann immer der Amanshauser gekriegt oder irgendwer. Ich bin ja oft zur Jugendkulturwoche gefahren, da haben sie dann vom Amanshauser zehn Gedichte gelesen, und von mir eines mit vier Zeilen, das war immer die Degradierung und die Rivalität, und dann will man gedruckt sein.‹
Gerhard Amanshauser, geboren 2. Jänner 1928 in Salzburg, gestorben 2. September 2006 ebenda, ist in den Siebziger Jahren als Schriftsteller bekannt geworden (u.a. ›Schloss mit späten Gästen‹, Roman, Residenz Verlag 1975, verfilmt 1981 vom ORF). Seit 1996 legt die ›Bibliothek der Provinz‹ sein Gesamtwerk neu auf, mit ›Terrassenbuch‹, ›Mansardenbuch‹ und ›Fransenbuch‹ hat er Klassiker der modernen deutschsprachigen Literatur geschaffen. Zuletzt erschien im Residenz Verlag die Autobiographie ›Als Barbar im Prater‹. Sein literarisches Werk ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden.
Gerhard Amanshauser gilt vor allem als Meister der Kurzprosa, des Essays und der Satire. Er hat sich immer vom zeitgenössischen Gesellschafts- und auch Literaturbetrieb distanziert. Bis auf wenige Reisen, nach China und Indien, hat er sein ganzes Leben in der Amanshauser-Villa am Festungsberg verbracht. Aus der selbstgewählten Isolation des Schriftstellers, ist krankheitsbedingt, eine erzwungene Isolation geworden.
Die US-amerikanische Autorin starb 87-jährig an den Folgen einer Parkinson-Erkrankung. „Joan war eine brillante Beobachterin und Zuhörerin, die weise und subtil Wahrheiten über unsere Gegenwart und Zukunft verkündet hat“, teilte die Lektorin Shelley Wanger von Doubleday nach ihrem Tod mit. „Ihr Schreiben ist zeitlos und kraftvoll und ihre Prosa hat Millionen Menschen beeinflusst. Wir werden ihren Tod betrauern, aber ihr Leben feiern.“
Gerald Ganglbauer
F
Michael J. Fox
Filmschauspieler, Kanada und USA
Die fiktionalen Zeitreisen in seinen Hollywood-Filmen wurde von der Realität eingeholt: Am 21. Oktober 2015 war das „Zurück in die Zukunft“-Spektakel in den Kinosälen nicht nur für Fans seiner Filme ein Ereignis. Der Filmdarsteller Michael J. Fox bekam mit 29 Jahren Parkinson diagnostiziert und gilt heute als das Gesicht der Erkrankung.
Er zog sich im Jahr 2000 im wesentlichen aus dem Filmbusiness zurück und gründete die Michael J. Fox Foundation for Parkinson’s Research, die bisher 450 Millionen Dollar gesammelt hat, 89 Prozent gehen direkt in die Forschung.
Sein zum Teil heftig diskutierter öffentlicher Auftritt 2006, in dem er die körperlichen Symptome ungeschminkt gezeigt hat, haben ihm große Aufmerksamkeit in den USA gebracht.
Ziel war die unter George W. Bush höchst umstrittene Stammzellen-Forschung voranzutreiben. Er musste sich auch sagen lassen, die starken Überbewegungen seien möglicherweise nur gespielt gewesen (auch im öffentlichen Leben in Graz ist nicht sofort jede sich unkontrolliert bewegende Person als Betrunkener zu deklarieren).
Seine Bücher „A Funny Thing Happened on the Way to the Future“ (2010), „Allways Looking Up“ (2009) und „Lucky Man“ (2002, deutsch: „Comeback. Parkinson wird nicht siegen“) sind Bestseller geworden.
Nach zahlreichen Auszeichnungen für sein Filmschaffen (Golden Globe, Grammy Awards, Emmys, Goldene Kamera, …) erhielt er für sein Engagement für die Parkinson-Forschung vier Ehrendoktorwürden von der New York University, University of British Columbia, Karolinska-Institut und der Mount Sinai School of Medicine.
Nachdem er eine für ihn passende Therapie gefunden hat, ist er seit 2013 auch wieder in Serien zu sehen.
Seine Lebenshaltung ist beispielgebend: man lernt erst das zu schätzen, was man bereits hat oder dazu gewonnen hat, wenn man sieht, was verloren gegangen ist.
Claudia Parenzan
H
Peter Hofmann
Star-Tenor und Rockstar, Deutschland
Anno 1994 entdeckte Hofmann an sich erste Anzeichen der Parkinson-Krankheit, konnte die Auswirkungen jedoch zunächst mit Hilfe von Medikamenten beherrschen und weiter als Sänger auftreten.
Der 1944 in Marienbad (Tschechien) geborene Peter Hofmann spielte schon in seiner Jugend in einer Rock ’n‘ Rollband und betrieb erfolgreich Leistungssport (Stabhochsprung, Zehnkampf). Als Opernsänger wurde er vor allem in Wagner-Opern bekannt, in denen er nicht nur wegen seines kraftvollen Gesangs, sondern auch wegen seiner hünenhaften Erscheinung mit einer für einen Mann ungewöhnlichen Haarpracht auffiel. 1976 gab er den Siegmund in der heute als Jahrhundertring (Richard Wagners „Ring des Nibelungen“) genannten Inszenierung von Patrice Chereau am „Grünen Hügel“ in Bayreuth. Statt der üblichen würdigen Herren im Schaffell mit Perücke sang ein blondgelockter durchtrainierter junger Bursch und tobte mit Jeannine Altmeyer über die Bühne. Anschließend kam es in den umgebenden Lokalen nicht nur zu Wortgefechten zwischen den traditionellen Wagnerianern und der gay community. Die Meinungen gingen quer durch alle Generationen und Lager.
Parallel dazu veröffentlichte er erfolgreich einige Platten („Rock Classics“), auf denen er bekannte Rock- und Popballaden interpretierte, die ihm zahlreiche Gold- und Platin-Schallplatten einbrachten.
1990 sang er die Titelrolle im „Phantom der Oper“ in Hamburg. Er präsentierte seine eigene Show mit dem Titel „Hofmanns Träumereien“ und tourte mit internationalen Rock-Hits, Elvis-Presley-Titeln, deutschsprachigen Liedern und später auch Country-Musik durch Europa. Wie kaum ein anderer vor ihm wagte und schaffte er den Spagat zwischen klassischer Musik und Rock-, Pop- sowie Countrymusik.
Parkinson. Diese Krankheit passt nicht zu mir.
1994 entdeckte Hofmann an sich erste Anzeichen der Parkinson-Krankheit, konnte die Auswirkungen jedoch zunächst mit Hilfe von Medikamenten beherrschen und weiter als Sänger auftreten. Aufgrund seiner fortschreitenden Erkrankung gab er 2004 offiziell das Ende seiner Karriere bekannt. „Parkinson. Diese Krankheit passt nicht zu mir. Diese Krankheit passt zu niemandem“ – so überschrieb er sein Engagement für die Parkinson-Forschung, in der Hoffnung, dass die Erkrankung „schon bald niemandem mehr Grenzen setzen muss“. Seinen täglichen Kampf und den von mehr als 200.000 Leidensgenossen allein in Deutschland beschrieb er mit den Worten: „Sie stört und zerstört. Sie setzt immer enger werdende Grenzen.“ Die letzten Jahre bis zu seinem Tode lebte er zurückgezogen mit seiner dritten Frau Sabine und der gemeinsamen Tochter. Im November 2010 verstarb Peter Hofmann an den Folgen einer Lungenentzündung.
2012 erschien das Buch seines Bruders Fritz Hofmann: Peter Hofmann – Geschichten aus einem bewegten Sängerleben.
Justus Neumann ist 1987 nach Australien ausgewandert. Er hatte im September 2016 seine letzte Aufführung im MuTh (Wien) mit „Häuptling Abendwind“. Im Dezember 2022 wurde bei ihm Parkinson diagnostiziert.
1989 oder 1990 war ich, auch ein Ausgewanderter, zu Besuch in seinem selbst gebauten Haus in Adventure Bay auf Bruny Island, einem gottverlassenen Stück Land vor Tasmanien, das stolz den besten Seelachs in alle Welt exportiert, aber mir nicht erklären konnte, was einen Wiener Burgschauspieler an diesem entlegenen Ort fest hielt.
Eva, seine Freundin aus Österreich, bewohnte das Haus, während Justus wieder einmal im Burgtheater auf der Bühne stand. Ein oder zwei Jahre später lernten wir uns in Graz kennen, wo er mit Tamara Saulwick „Don Quichote, Mann von La Mancha“ spielte. Damals hatten wir nicht die leiseste Ahnung, dass wir beide einmal an Parkinson erkranken würden.
Heute kämpfen wir – jeder auf seine Art – wieder gegen diese verdammten Windmühlen. Er macht das mit surrealem Witz am MuTh mit „Die Weisheit des Herrn Parkinson“. Ich hätte ihn in dieser Rolle nach so vielen Jahren gerne wieder gesehen. Auf Bruny ists wohl nicht mehr möglich, eher noch irgendwann in Wien.
John Michael „Ozzy“ Osbourne ist ein britischer Rockmusiker. Bekannt wurde Ozzy Osbourne als Lead-Sänger der den Heavy Metal prägenden Hard-Rock-Band Black Sabbath. Als Solokünstler erreichte er ab 1980 bis Mitte der 1990er Jahre mehrere Platinauszeichnungen. Zuletzt: „Ordinary Man“ (2020).
Ozzy Osbourne Opens Up on Living with Parkinson’s: “I Feel Like I’m Walking Around in Lead Boots” […] „You don’t know when you’re gonna wake up and you ain’t gonna be able to get out of bed“.
Ten years ago Glenn was diagnosed to have the onset of the early stages of Parkinson’s – from then until recently Glenn has lived his life as the great heavy metal guitar player he has always been, maintaining by his own definition a standard of quality and performance that is incredibly important.
Right now Glenn is able to play and perform some of the Priest songs that are less challenging but due to the nature of Parkinson’s progression he wants to let you all know that he won’t be touring as such –
True to the metal spirit of ‚the show must go on‘ Glenn has requested Andy Sneap to fly the flag on stage for him
“I want everyone to know that it’s vital that the Judas Priest tour go ahead and that I am not leaving the band – it’s simply that my role has changed. I don’t rule out the chance to go on stage as and when I feel able to blast out some Priest! So at some point in the not too distant future I’m really looking forward to seeing all of our wonderful metal maniacs once again”
Rob, Richie, Ian and Scott have this to say:
“We have been privileged to witness Glenn’s determination and steadfast commitment over the years, showing his passion and self belief through the writing, recording and performing sessions with Priest – he is a true metal hero! We are not surprised by Glenn’s insistence that we complete the Firepower tour and thank Andy for joining us to make Glenn’s wishes become real – As Glenn has said we also can’t wait to have him with us at any time any place on the road… We love you Glenn!”
Glenn Tipton/Judas Priest diagnosed with Parkinson’s
– Official Judas Priest News, Monday, February 12, 2018
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Stefan Weber
Stefan Weber (* 8. November 1946 in Wien; † 7. Juni 2018)
Der Drahdiwaberl Bandleader ist tot
Die Jüngeren wissen vielleicht nicht, woher sie den Namen kennen sollten, für meine Generation war er der komplett überdrehte schrille Bandleader von Drahdiwaberl, schon zu Lebzeiten eine Legende, hatte er 1969 doch die „wildeste Band Österreichs“ gegründet und bei allen Auftritten ordentlich die Sau herausgelassen.
Nun ist er tot, 71-jährig gestorben und ich hoffe, er kann es mit den Engerln wieder ausgelassen treiben, denn in den letzten Jahren hatte er mit dem Scheiß-Parkinson keinerlei Lebensqualität mehr. Ich weiss nur zu genau wovon ich spreche, von seiner Tochter Monika und im Vorjahr habe ich ihn noch im Spital besucht. Aber „Gespräch“ gab es leider keines. Mich haben nur zwei dunkle Augen angestarrt als ob er mich verstehen würde, aber seine Zunge konnte keine Worte mehr formen. Ich war bei ihm, um die Zusage zu erbitten, seinen „Parkinson Blues“ übersetzen und als Duett aufnehmen zu dürfen. Monika sagte mir danach, dass er sich gefreut habe und mit meiner Übersetzung und dem Projekt einverstanden sei. Das war Parkinson im letzten Stadium und ich habe lange darüber sinniert, wann es wohl bei mir so weit sein würde, – und das waren keine guten Aussichten.
Schade, dass er seinen Blues nicht mehr auf der Parkinsong CD hören kann. Meine tiefe Anteilnahme geht an Monika und die Familie, aber jetzt hat ers wieder gut, da oben mit den Engerln, denn unten habens ihn doch nicht reingelassen. R.I.P. Stefan.
Wir hatten jeden einzelnen unserer Freunde sehr herzlich eingeladen, uns im Kampf gegen Parkinson zu unterstützen. Unsere online Petition war gleich hier zu unterschreiben und so oft wie möglich zu teilen. Auf diese Weise hatten wir gehofft, gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen weltweit eine Million Unterschriften zu sammeln. Weit gefehlt, es wurden nur etwas über 6.000 ( 200 davon aus Österreich).
Mehr als 10 Millionen Menschen leben mit der Parkinson-Krankheit. Es ist die am schnellsten wachsende neurologische Erkrankung der Welt. Sie ist degenerativ. Sie wird sich garantiert verschlimmern. Es gibt mehr als vierzig mögliche Symptome und die meisten Menschen denken, dass es nur eine wackelige Hand ist. Tatsächlich ist es eine lebenslange Strafe, gefangen zu sein in einem Körper, der sich zunehmend weigert, Befehlen zu gehorchen. Ein Gefängnis der Langsamkeit und Starrheit, in dem der oder die Einzelne mit getrübtem Verstand und gedämpfter Stimme zurückgelassen wird; eingesperrt in seelischen und körperlichen Schmerzen, langsam und lautlos sterbend. Schluss damit. Wir haben es satt.
Wir fordern Wohlbefinden, politische Einflussnahme und Forschung. Auch wir glauben, dass jede Person, die mit Morbus Parkinson lebt, Zugang zu grundlegenden Therapien und Ressourcen haben sollte. Wir glauben, dass wir zu lange zu leise waren. Wir müssen eine laute, unbequeme, allgegenwärtige Stimme werden, die eine Veränderung in der Wahrnehmung und Behandlung der Krankheit fordert. Wir glauben, dass Parkinson durch Prävention und Forschung beseitigt werden kann. Wir fordern, dass mehr Mittel und Aufmerksamkeit auf die Beendigung der Krankheit und die Beseitigung ihrer vom Menschen gemachten Auslöser gelegt werden.
Warum interessiert unser Schicksal keinen Menschen? Ist denn Brustkrebs, AIDS oder Multiple Sklerose sexier als Parkinson? Das kann es doch nicht sein. Die Welt ignoriert 10 Millionen Erkrankte, aber wir werden nicht aufgeben.
Leben mit Parkinson: „Manchmal fürchte ich, dass ich wahnsinnig werde“
Seiten 3/4 aus 6 der Druckausgabe des Profil Nachrichtenmagazins
Vor 15 Jahren wurde bei Gerald Ganglbauer Parkinson diagnostiziert. Seitdem führt der Grazer Autor und Verleger einen aussichtslosen Kampf gegen die heimtückische Krankheit.
Es gibt Leberkäsesemmel mit Senf. In seinem Reihenhaus nahe Graz serviert Gerald Ganglbauer an einem Juninachmittag Gehaltvolles. Im Gespräch mit dem Verleger, Autor und Zeitschriftengründer kommt ebenfalls Schweres zur Sprache: Ganglbauer ist 63.
Vor 15 Jahren wurde bei ihm Parkinson diagnostiziert, jene Nervenkrankheit, an der grob geschätzt 30.000 Menschen in Österreich leiden, bei der im Gehirn aus immer noch ungeklärten Gründen die Dopamin produzierenden Nervenzellen absterben – und der man nachsagt, sie habe 1000 Gesichter: Die Betroffenen bewegen sich verlangsamt, die Muskeln werden steif, Arme und Beine zittern. „Das Gehirn schmerzt; es ist dumpf, befangen, wie von Nebeln umhüllt und von Schwindel durchzogen.
„Ein unbestimmter Schmerz sitzt in allen Gliedern“, schrieb Thomas Mann in den „Buddenbrooks“ vor 120 Jahren. Als der Autor diese Zeilen notierte, dachte er, es handle sich um Typhus, dabei war es das Parkinsonsyndrom, dessen Symptome erstmals 1817 von dem britischen Arzt und Apotheker James Parkinson beschrieben worden waren. Zehn Pillen pro Tag stehen auf Ganglbauers Medikamentenliste, sechs davon allein gegen Parkinson.
„KEIN MITLEID EINFORDERN“ Gerald Ganglbauer im Garten seines Hauses in Stattegg bei Graz
Soeben ist „Kopfbahnhof“ erschienen. „Mein allerletztes Buch“, sagt Ganglbauer, der fast 25 Jahre lang in Australien lebte, ehe er 2013 in die Umgebung von Graz übersiedelte. „Kopfbahnhof“ erzählt von Ganglbauers Auftritt in der Elfriede-Jelinek-Filmadaption „Die Kinder der Toten“, von lebensbedrohlichen Lungenembolien, seinem Gastspiel in der „Barbara Karlich Show“. Vieles in „Kopfbahnhof“ ist erfrischend hemdsärmelig erzählt: „Schon das An- und Ausziehen nervt mich, vor allem kämpfe ich mit den Socken, was vielleicht der wahre Grund zu sein scheint, dass ich fast jedes Handwerk nackt erledige, wie beispielsweise Reparaturen am Dach der Gartenhütte trotz meiner Trittunsicherheit.“ Ganglbauer ist so etwas wie das Gesicht der heimischen Parkinson-Selbsthilfe: Er baute die Österreichische Parkinsonberatung mit auf, gründete lokale Aktionsgruppen und parkinsong.org, ein Projekt mit Musikern und Parkinson-Betroffenen.
Das erste Album der „Parkinsong Duets“ wurde 2019 beim World Parkinson Congress im japanischen Kyoto präsentiert. „Schreiben geht kaum mehr“, lacht Ganglbauer in seiner Küche: „Also muss ich Rockstar werden.“ Auf der neuen CD „Gerald Ganglbauer &Badhoven“ interpretiert der Grazer unnachahmlich „Drahdiwaberl“-Mastermind Stefan Weber, der 2018 mit schwerem Parkinson starb. Die letzten Sätze in „Kopfbahnhof“ lauten: „Am Kopfbahnhof ist Endstation der Reise, meiner Reise, da gibt es keine Weiterfahrt. Ich bin bewegungslos, Kino im Kopf, ich bin allein, niemand steigt zu. Meine Zeit ist um. Das Problem heißt, Parkinson‘, und es kotzt mich an, dass ich es nicht besiegen konnte.“
„Wäre ich gesund geblieben, könnte es gut sein, dass ich heute vermögend und fad wäre, ein ganz anderer jedenfalls als der, der ich heute bin“
profil: Herr Ganglbauer, wie schwer fällt Ihnen die Antwort auf die Frage, wie es Ihnen geht? Ganglbauer: Das hängt davon ab, ob mein Gegenüber eine Stunde Zeit hat. Wollte man wirklich wissen, wie es mir geht, müsste man einen Tag mit mir verbringen. Ich lebe, bedingt durch die Medikation, die meinen Kreislauf flutet und am Ende in mein Hirn gelangt, in Wellenbewegungen.
profil: Wie geht es Ihnen in diesem Augenblick? Ganglbauer: Ich irre durch den Dopamin-Nebel. Meine Mimik ist starrer als früher, für mein Vis-à-vis schwerer lesbar. Im Prinzip geht es mir richtig scheiße, dann wieder einigermaßen, dann wieder scheiße, und das fünf Mal über den Tag verteilt. Meist sage ich nur: „Danke, passt schon.“
profil: Wie erinnern Sie sich an den Moment der Diagnose? Ganglbauer: Eine Freundin machte mich aufmerksam, dass ich hinke. Ich und hinken? Niemals! Irgendwann fiel mir auf, dass mein rechter Arm beim Gehen nicht mehr mitschwang. Mein Hausarzt in Australien schickte mich mit Verdacht auf Parkinson zum Neurologen. Ich hatte keine Ahnung, was Parkinson war. Die Symptome verband ich mit dem ehemaligen ÖVP-Politiker Alois Mock, mit dessen bizarr anmutenden Bewegungen. Die Krankheit selbst war mir völlig fremd – wie den meisten bis heute. Man kennt vielleicht noch den Hollywoodschauspieler Michael J. Fox, bei dem 1991 Parkinson diagnostiziert wurde. Fox ist schlecht beieinander, er tut aber so, als sei er gut drauf. Es ist leider so: Der Körper verbraucht sich, die Zellen zerbröseln, bei dem einen früher, bei der anderen später.
profil: Wie reagierten Sie auf die Diagnose? Ganglbauer: Warum gerade ich? An dieser Frage nagte ich jahrelang. Bis heute weiß ich nicht, ob ich in meinem ersten Leben vielleicht Fehler gemacht habe, deren Bestrafung diese Krankheit ist. Niemand kann das wissen, es kann jede und jeden treffen. Irgendwann besuchte ich eine Selbsthilfegruppe in Sydney. Wenn ich in zehn Jahren so ausschaue, gebe ich mir die Kugel, dachte ich damals.
profil: Was war da los? Ganglbauer: Junge Menschen standen empfindungslos da und schlabberten herum. Viele schüttelten sich unkontrolliert. Eine Freakshow. Solche Krankheitsbilder wurden mir dama ls in spätestens zehn Jahren prognostiziert. Nun bin ich 15 Jahre auf der Parkinson-Straße unterwegs und schaue noch verhältnismäßig brauchbar aus.
„Die Wohlfühlkurve fällt ganz langsam und gnadenlos ab“
profil: Parkinson als Abenteuertrip? Ganglbauer: Durchaus. Noch vor drei Monaten surfte ich auf der Wohlfühlkurve spürbar weiter obenauf. Diese Kurve fällt aber ganz langsam und gnadenlos ab. Fast zehn Jahre lang verlief sie bei mir nahezu linear. In dieser Phase merken Außenstehende so gut wie nichts von der Krankheit, die sich in der Lage noch gut kaschieren lässt.
profil: Wie muss man sich das vorstellen? Ganglbauer: Die Veränderung ist zuerst psychischer Natur: Man wird ruhiger, hat keine Lust mehr, am Abend auszugehen. Man trinkt nur ein statt wie früher drei Bier und will um Mitternacht im Bett liegen. Man wird unsozial. Während dieser Zeit stellen sich erste motorische Veränderungen ein. Ich konnte eines Abends meine Zähne nicht mehr mit einer Hand putzen.
profil: Die Wissenschaft teilt die Krankheit in drei Stadien ein. Ganglbauer: Das Anfangsstadium ist der Honeymoon: Man lernt einander kennen, wird mit Mr. Parkinson persönlich. Man verändert sich allmählich durch die Medikamente.
profil: Ihr Honeymoon ist vorbei. Ganglbauer: Wir pflegen inzwischen eine gute, asexuelle Freundschaft: Kumpel Parkinson. Die Lage verschlimmert sich zusehends. Wehe dem, der den Honeymoon nicht genützt hat! Ich werde inzwischen zuweilen als behindert eingestuft, zumindest in den Off-Zeiten.
profil: On und Off ist der Code für das tägliche Auf und Ab der Krankheit. Ganglbauer: In den On-Zeiten wirkt das L-Dopa der Tabletten als Vorstufe des Dopamins im Gehirn verhältnismäßig gut.
profil: Was zeichnet die dritte Phase aus? Ganglbauer: Nach dem Rollator in der zweiten folgt der nicht mehr selbst bewegte Rollstuhl, man wird unausweichlich zum Pflegefall. Die Muskeln werden unkontrollierbar. Man ist zu einem „potscherten Leben“ verurteilt, wie André Heller und später auch der Boxer Hans Orsolics sangen. Sprach- und Wortfindungsschwierigkeiten stellen sich ein. Einigermaßen habe ich mich noch unter Kontrolle: Ich befinde mich ja erst am Übergang ins zweite Stadium und habe nicht vergessen, dass ich vorhin die Autofenster offengelassen habe.
„Parkinson ist ein graues, tonloses Schweben im Nirgendwo.“
profil: Ein Krankheitsbild ist auch die sogenannte Parkinson-Demenz. Ganglbauer: Ich habe bereits öfter das Haus unverschlossen gelassen. Der Pool im Garten lief auch schon einmal über. „Der zerstreute Professor“, so nannte man die Symptomatik früher. Die Leute beschimpfen Betroffene als „Sandler“ und „Sozialschmarotzer“, die eine Pension beziehen, obwohl es ihnen gut gehe. Meine Mutter wurde sehr alt. Ihre Bettnachbarin im Altersheim hatte Parkinson, was uns eine Pflegerin erst nach ihrem Tod sagte. „Was ist denn mit der?“, fragte meine Mutter immer wieder. „Einmal rennt sie wie von der Tarantel gestochen herum, dann liegt sie wieder wie tot im Bett.“ Diese Frau im Nebenbett flehte mich bei jedem meiner Besuche an, ich möge sie umbringen. Fürchterlich.
profil: Der 2006 verstorbene Dichter Gerhard Amanshauser litt ebenfalls unter dieser Form der Demenz. Ganglbauer: Bei einer seiner Lesungen rief Amanshauser erstaunt aus: „Mei, das gefällt mir! Wer hat das geschrieben?“ Ein zutiefst rührender Moment.
profil: Drahdiwaberl-Chef Stefan Weber schrie ins Mikro: „I wüü a Dauererektion/ I scheiß auf den Parkinson/ the show must go on.“ Ganglbauer: Das entspricht meiner Befindlichkeit, vielleicht abgesehen von der Dauererektion. Ich war bei Stefan im Spital, kurz bevor er starb, und habe mit ihm geredet – wobei „geredet“ vielleicht übertrieben ist. Es war reine Einwegkommunikation. Stefan hat nur mehr mit den Augen geblinzelt. Wie ein Kind lag er in diesem riesigen Spitalbett.
profil: Ihre Krankheit neigt sich unbarmherzig einem schlimmen Ende entgegen. Ist das nicht zum Verrücktwerden? Ganglbauer: Manchmal fürchte ich, dass ich wahnsinnig werde. Die langsamen Foltermethoden sind die wirkungsvollsten. Die Chinesen ließen einst Bambus in die Körper ihrer festgebundenen Opfer wachsen. Das Gewächs bohrte sich über Tage in den Leib. Ganz ähnlich sind die Vorgänge bei Parkinson. Ich kenne keine andere Krankheit, die derart grausam und konsequent in einem arbeitet. Irgendwann spürt man seinen eigenen Körper nicht mehr.
„Parkinson ist ein graues, tonloses Schweben im Nirgendwo.“
profil: Ist Ihnen das Lachen inzwischen vergangen Ganglbauer: Situationsbedingtes Lachen geht noch halbwegs. Ich habe auf Fotos schon früher nie gern gelächelt. Meine Mimik wird starrer. Inzwischen lache ich halt innerlich.
profil: Viele Kranke hadern mit ihrem Schicksal. Sie auch? Ganglbauer: Wäre ich gesund geblieben, könnte es gut sein, dass ich heute vermögend und fad wäre, ein ganz anderer jedenfalls als der, der ich heute bin. Ich war ein Abenteurer. In Australien lotste ich als Crocodile Dundee Touristen durch den Busch. Ich war ein Sonnenkind. Das Leben war gut. Life’s a beach. Heute fühle ich mich wie ein zittriger Greis.
„Ich selbst bemühe mich, so zu leben, als wäre jeder Tag mein letzter, was selten glückt“
profil: Die Krankheit warf Sie aus Ihren Träumen. Was erhoffen Sie sich noch? Ganglbauer: Ich will Rockstar werden, Auftritte vor vielen Menschen bewältigen. Mit dem Schreiben geht es langsam zu Ende. Meine Finger treffen die Buchstaben auf der Tastatur nicht mehr, mit der Hand kann ich die Computermaus kaum noch bedienen. Ich war früher eloquent. Ich konnte aus dem Stegreif eine Rede vor 100 Leuten halten. Inzwischen zittere ich, wenn ich mich mit fünf Menschen am Tisch unterhalten muss. Meine Stimme wird leiser und flacher, man versteht mich schlechter. Auch deshalb bin ich auf Rockmusik angewiesen. Sollte ich in zwei Jahren krankheitsbedingt nicht mehr laufen können, werde ich ohnehin im offenen Chevy herumkutschiert.
profil: Ein Mann mit 50 bekommt die Diagnose Parkinson. Was raten Sie ihm? Ganglbauer: Ich würde mit ihm kegeln gehen, ein Bier mit ihm trinken. Die Fakten zur Krankheit kann er nachlesen, auf die Feinheiten kommt er ohnehin selbst. Ich würde versuchen, ihn vom Druck der Krankheit zu entlasten. Ich selbst bemühe mich, so zu leben, als wäre jeder Tag mein letzter, was selten glückt. Man darf kein Mitleid einfordern. Wer mit Parkinson 90 wird, benötigt mindestens zehn Jahre lang Pflege. Für Angehörige ist das die schlimmste Zeit. Das kann man niemandem aufbürden.
profil: Sollten wir uns in einem halben Jahr wiedertreffen: Wem säße ich gegenüber? Ganglbauer: Da könnte ich vergessen haben, wer Sie sind.
Due to the pandemic, the 6th congress has been rescheduled for 2023
Parkinsong vergibt 20 Reisestipendien zum WPC 2023 nach Barcelona im Wert von jeweils € 1.000 (Reise + Registrierung). 400 sind eingelangt, 20 wurden vergeben.
Das sind die ersten 10 glücklichen Stipendiaten.
2 x Gangway Travel Grants for bloggers/YOPD
Gangway Grant
Sponsored by readers of Gangway Cult-Mag
Walter Rathausky (€ 100) Christine Wöls (€ 50) Elisabeth Staudacher (€ 50) Sabine Sill (€ 50) Katharina Karmel (€ 50) Gabi Neugebauer (€ 50) Petra Ganglbauer (€ 100) Peter Trattner (€ 50), doubled by Gerald Ganglbauer.
1 x Badhoven Travel Grant for one musician/YOPD
Badhoven Grant
Sponsored by the musicians of the band Badhoven
Kurt Christian (voice, guitar) Gerhard Paar (keys) Gerd Sojka (drums) Flo Verant (bass) Günter Schablas (guitar)
1 x Brett Whiteley Travel Grant for one artist/YOPD
Brett Whiteley Grant
Sponsored by Gangan Verlag
Auctioned an original drawing of the artist to author Peter Giacomuzzi (€ 500). Made possible by Parkinsong in honor of Australian artist Brett Whiteley (1939 – 1992).
10 x Travel Grants for Junior Researcher/YOPD
Stefan Weber Grants
Sponsored by listeners of Parkinson Blues
A tribute to the frontman of Viennese Punk Band „Drahdiwaberl“. Made possible by Parkinsong in honor of Stefan Weber (1947 – 2018).
5 x Travel Grants for friends of YOPD
Village Jazz Grants
Sponsored by listeners of the Stattegg Jazz Festival
Donations collected at live gigs from Franziska Hatz, Tori Freestone, and Lukas Kleemair, doubled by Gerald Ganglbauer.
1 x Travel Grant for Austrians abroad with YOPD
Austrians Abroad Grant
Sponsored by austrians.org Auslandsösterreicher Weltbund AÖWB
Donations collected at the AGM 2022 in Vienna by Gerald Ganglbauer.
Ich möchte mich sehr herzlich bei den großzügigen Spendern bedanken. Many thanks for your generous donations.