Autor: Gerald Ganglbauer

  • Martin Novak

    Martin Novak

    14.01.1961 in Graz

    • Seit 2014: Lehrbeauftragter an der Karl-Franzens-Universität Graz, Institut für Unternehmensführung und Entrepreneurship, Praxisgrundlagen PR und Kommunikation
    • Seit 2011: Leiter des PRVA-Bundesländer-Organisationsteams Steiermark
    • Seit 2006: Leiter des Wifi-Lehrgangs PR, Steiermark
    • Seit 2004: Lehrbeauftragter an der FH Joanneum, Studiengang Journalismus und Unternehmenskommunikation (seit 2008: Journalismus und PR) – „Agenturmanagement“
    • Seit 2001: Lehrbeauftragter am Institut für Unternehmensgründung und Unternehmensentwicklung der Johannes-Kepler-Universität Linz – „PR für start-ups“
    • Seit 1994: PR-Verantwortlicher der Ärztekammer für Steiermark und Chefredakteur des Monatsmagazins AERZTE Steiermark (vormals Ärztejournal)
    • Seit 1993: Geschäftsführender Gesellschafter der Conclusio PR Beratungs GmbH
  • Bewusst Gesund

    Bewusst Gesund

    Im Takt

    Bewusst Gesund, ORF2. Parkinson und Musik, mit The Base im Probekeller
  • Glenn Tipton

    Glenn Tipton

    Photo © Ross Halfin: Judas Priest, Wembley, 21st February 2009

    Ten years ago Glenn was diagnosed to have the onset of the early stages of Parkinson’s – from then until recently Glenn has lived his life as the great heavy metal guitar player he has always been, maintaining by his own definition a standard of quality and performance that is incredibly important.

    Right now Glenn is able to play and perform some of the Priest songs that are less challenging but due to the nature of Parkinson’s progression he wants to let you all know that he won’t be touring as such –

    True to the metal spirit of ‚the show must go on‘ Glenn has requested Andy Sneap to fly the flag on stage for him

    “I want everyone to know that it’s vital that the Judas Priest tour go ahead and that I am not leaving the band – it’s simply that my role has changed. I don’t rule out the chance to go on stage as and when I feel able to blast out some Priest! So at some point in the not too distant future I’m really looking forward to seeing all of our wonderful metal maniacs once again”

    Rob, Richie, Ian and Scott have this to say:

    “We have been privileged to witness Glenn’s determination and steadfast commitment over the years, showing his passion and self belief through the writing, recording and performing sessions with Priest – he is a true metal hero! We are not surprised by Glenn’s insistence that we complete the Firepower tour and thank Andy for joining us to make Glenn’s wishes become real – As Glenn has said we also can’t wait to have him with us at any time any place on the road… We love you Glenn!”

    Glenn Tipton/Judas Priest diagnosed with Parkinson’s“
    Judas Priest Newsletter

  • Ozzy Osbourne

    Ozzy Osbourne

    Menschen mit Parkinson *

    John Michael „Ozzy“ Osbourne ist ein britischer Rockmusiker. Bekannt wurde Ozzy Osbourne als Lead-Sänger der den Heavy Metal prägenden Hard-Rock-Band Black Sabbath. Als Solokünstler erreichte er ab 1980 bis Mitte der 1990er Jahre mehrere Platinauszeichnungen. Zuletzt: „Ordinary Man“ (2020).

    Ozzy Osbourne Opens Up on Living with Parkinson’s:

    “I Feel Like I’m Walking Around in Lead Boots” […] „You don’t know when you’re gonna wake up and you ain’t gonna be able to get out of bed“.

    Gerald Ganglbauer | Foto © Ross Halfin

  • Gerhard Amanshauser

    Gerhard Amanshauser

    Menschen mit Parkinson †

    Reisen im eigenen Zimmer

    Der 1928 geborene Dichter litt an Parkinson. Hätte er noch ein Buch schreiben können, hätte es – wie er selbst sagte – „Reisen im eigenen Zimmer“ geheißen. Diese Reisen führen ihn in Grenzräume zwischen klarem Geist und glühender Halluzination, durch die Zimmer der geheimnisvollen Villa am Festungsberg, an die Plätze seiner national-sozialistischen Jugend, zu den rauschenden Festen alter Freunde, in die fernen Länder der Gedankenreisen und die Abgrundwelten seiner Albträume

    ›Den bedeutendsten unter Österreichs bisher unentdeckten Autoren‹, nennt ihn der österreichische Erfolgsautor Daniel Kehlmann. Karl-Markus Gauß hält ihn für einen der besten Essayisten Österreichs, und Kollege Thomas Bernhard hat einst über Amanshauser gesagt: ›Habe mich bei jedem Preisausschreiben beteiligt, hab allerdings nie einen gekriegt, ich hab sicher fünf oder sechs Mal beim Trakl-Preis eingereicht, den hat dann immer der Amanshauser gekriegt oder irgendwer. Ich bin ja oft zur Jugendkulturwoche gefahren, da haben sie dann vom Amanshauser zehn Gedichte gelesen, und von mir eines mit vier Zeilen, das war immer die Degradierung und die Rivalität, und dann will man gedruckt sein.‹

    Gerhard Amanshauser, geboren 2. Jänner 1928 in Salzburg, gestorben 2. September 2006 ebenda, ist in den Siebziger Jahren als Schriftsteller bekannt geworden (u.a. ›Schloss mit späten Gästen‹, Roman, Residenz Verlag 1975, verfilmt 1981 vom ORF). Seit 1996 legt die ›Bibliothek der Provinz‹ sein Gesamtwerk neu auf, mit ›Terrassenbuch‹, ›Mansardenbuch‹ und ›Fransenbuch‹ hat er Klassiker der modernen deutschsprachigen Literatur geschaffen. Zuletzt erschien im Residenz Verlag die Autobiographie ›Als Barbar im Prater‹. Sein literarisches Werk ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden.

    Gerhard Amanshauser gilt vor allem als Meister der Kurzprosa, des Essays und der Satire. Er hat sich immer vom zeitgenössischen Gesellschafts- und auch Literaturbetrieb distanziert. Bis auf wenige Reisen, nach China und Indien, hat er sein ganzes Leben in der Amanshauser-Villa am Festungsberg verbracht. Aus der selbstgewählten Isolation des Schriftstellers, ist krankheitsbedingt, eine erzwungene Isolation geworden.

    Ein letzter Film

    Reisen im eigenen Zimmer – Der Schriftsteller Gerhard Amanshauser Österreich 2006; Regie: Bernhard Braunstein, David Gross; 60 Min., deutsche OF, Quelle: www.daskino.at

  • Stefan Weber

    Stefan Weber

    Menschen mit Parkinson †

    Stefan Weber (* 8. November 1946 in Wien; † 7. Juni 2018)

    Der Drahdiwaberl Bandleader ist tot

    Die Jüngeren wissen vielleicht nicht, woher sie den Namen kennen sollten, für meine Generation war er der komplett überdrehte schrille Bandleader von Drahdiwaberl, schon zu Lebzeiten eine Legende, hatte er 1969 doch die „wildeste Band Österreichs“ gegründet und bei allen Auftritten ordentlich die Sau herausgelassen.

    Nun ist er tot, 71-jährig gestorben und ich hoffe, er kann es mit den Engerln wieder ausgelassen treiben, denn in den letzten Jahren hatte er mit dem Scheiß-Parkinson keinerlei Lebensqualität mehr. Ich weiss nur zu genau wovon ich spreche, von seiner Tochter Monika und im Vorjahr habe ich ihn noch im Spital besucht. Aber „Gespräch“ gab es leider keines. Mich haben nur zwei dunkle Augen angestarrt als ob er mich verstehen würde, aber seine Zunge konnte keine Worte mehr formen. Ich war bei ihm, um die Zusage zu erbitten, seinen „Parkinson Blues“ übersetzen und als Duett aufnehmen zu dürfen. Monika sagte mir danach, dass er sich gefreut habe und mit meiner Übersetzung und dem Projekt einverstanden sei. Das war Parkinson im letzten Stadium und ich habe lange darüber sinniert, wann es wohl bei mir so weit sein würde, – und das waren keine guten Aussichten.

    Schade, dass er seinen Blues nicht mehr auf der Parkinsong CD hören kann. Meine tiefe Anteilnahme geht an Monika und die Familie, aber jetzt hat ers wieder gut, da oben mit den Engerln, denn unten habens ihn doch nicht reingelassen. R.I.P. Stefan.

    Gerald Ganglbauer

  • Salzburger Interview

    Salzburger Interview

    Patient spricht über sein Leben mit Parkinson: „Nachts bin ich ein unbewegliches Zementsackerl“

    Stefan Veigl, am 10. April 2025 | Foto: Margit Kundigraber

    Anlässlich des Welt-Parkinson-Tags am 11. April haben die SN mit Gerald Ganglbauer (67) gesprochen. Er erfuhr mit 48 Jahren von seiner Erkrankung und geht sehr offen damit um – erzählt aber auch über die dunklen Stunden in seinem Leben.

    Die Langversion

    Was Ganglbauer beruflich in Australien getan hat, warum er Selbsthilfegruppen gegründet hat und zeitweise immer noch Auto fährt, lesen Sie unter www.SN.at/wissen

    Stefan Veigl, am 10. April 2025

    SN: Sie haben im Jahr 2006, damals waren Sie gerade 48 Jahre alt, Ihre Parkinson-Diagnose bekommen. Wie kam es dazu? Hatten Sie selbst bereits einen Verdacht in diese Richtung?

    Nein, ich hatte überhaupt keinen Verdacht. Ich habe nur gemerkt, dass gewisse Dinge nicht mehr so gut funktionieren, wie ich es gewohnt war: Das Zähneputzen etwa; oder, dass ich beim Schlafen immer unruhige Beine hatte – und ich hinkte leicht mit dem rechten Bein. Heute weiß ich: Es sind die bekannten kleinen, winzigen Symptome, die auf Parkinson hinweisen, die man aber noch nicht als Gesamtes sieht, wenn man nicht an die Krankheit denkt. Also bin ich einfach zum Arzt gegangen und habe gefragt, was da eigentlich los ist – auch, weil ich sehr müde war. Die erste Vermutung war daher eine chronische Fatigue.  Es hat dann am Ende fast zwei Jahre gedauert, bis ich die Folgen der Diagnose Morbus Parkinson begriffen habe, bis ich gelernt habe, was da für mich als Patient erforderlich ist und wie ich es auf meine Situation umlegen kann.

    SN: Wie war der weitere Verlauf der Krankheit? Mit welchen Einschränkungen kämpfen Sie mittlerweile?

    Der weitere Verlauf war schleichend und unauffällig. In den ersten Jahren kann man die Krankheit sehr gut verstecken; sie fällt kaum jemandem auf. Man denkt einfach, man wird alt und gibt sich vielleicht sogar damit zufrieden. Man denkt sich, es wäre eh nicht so schlimm und macht sein Leben weiter. Aber irgendwann kam ich dann doch zu dem Punkt, wo ich mir gedacht habe: Jetzt werde ich mich mal umschauen, wie es die anderen Parkinson-Patienten machen. Wie geht es ihnen? Was tut sich in ihrem Leben, beziehungsweise was tut sich nicht mehr in ihrem Leben? Denn es ist ja auch interessant, schon vorab die negative Seite der Krankheit kennenzulernen. Denn bevor manches eintritt, kennt man sich zunächst nicht aus. Man trinkt zwar weiter ein Bier, merkt aber, dass man dadurch viel schneller erschöpft wird. Man geht weniger aus. In Summe zeigt sich dann doch ein Bild, das irgendwann nach Parkinson aussieht. Man ist vielleicht noch eine Zeit lang bemüht, sich die Diagnose nicht einzugestehen. Aber irgendwann ist es dann doch normal. Denn, wenn man kein Arzt ist, weiß man im Regelfall nur wenig oder gar nichts darüber. Man glaubt, es ist eine Alterskrankheit; aber ich habe die Diagnose schon mit 48 Jahren erhalten. Man kann sich sehr darüber ärgern, aber man kann es nicht ändern. Aber: Wenn Sie es schaffen, den sanften, schleichenden Beginn auf ein paar Jahre auszudehnen, dann ist man im Nachhinein richtig froh darüber. Denn später wird es immer schlimmer, weil die Krankheitskurve steiler nach unten geht; denn die Einflüsse der Krankheit auf den Körper sind schon sehr umfangreich.

    SN: Ein typisches Symptom vieler Parkinson-Patienten ist ja das Zittern, der Tremor. Zudem haben viele Patienten oft bald erste Probleme mit der Mobilität. Wie ist das bei Ihnen?

    Tremor habe ich ganz selten; fast gar keinen. Es heißt ja, um Parkinson zu klassifizieren, braucht man drei Hauptsymptome; eines davon ist der Rigor, diese typische Steifigkeit; ein weiteres ist der Tremor; und dazu kommt oft noch die Verlangsamung. Ich habe noch keinen Tremor, dafür habe ich eine starke Verlangsamung: Ich habe sozusagen eine Bremse eingebaut, die mich langsamer macht, und schwer, sodass ich mich im liegen nicht mehr selbstständig drehen kann. Bei der Computerarbeit ist es noch nicht so schlimm: Ich fahre mit der Maus über den Bildschirm, wenn es mir gut geht – ich sage, ich bin im On-Modus – in normaler Geschwindigkeit und klicke herum. Wenn ich aber im Off-Modus bin, dann stecke ich überhaupt fest. Ich lege die eine Hand noch mit Hilfe der anderen Hand auf die Maus und fahre damit nur langsam über den Bildschirm. Man kann sich dabei selbst eine Viertelstunde zuschauen, wie die Hand klemmt und nichts weitergeht; und man die Maus nicht bedienen kann. So fühlt sich dieser Zustand an. Es geht natürlich später wieder besser. Aber oft wird die eigene Geschwindigkeit des Körpers so stark gebremst, dass man praktisch schon gelähmt ist.

    SN: Wie oft tritt so eine schlechte Phase auf, bei der Sie fast wie gelähmt sind?

    Das sind keine ganzen Tage, sondern die Frequenzen sind kürzer; das tritt also etwa alle zwei bis drei Stunden auf. Denn ich nehme mein derzeitiges Hauptmedikament in Form von Tabletten alle drei Stunden ein, und mein Dopamin-Spiegel kommt dann weitgehend wieder auf ein normales Niveau. Dann geht es mir eine halbe Stunde oder auch eine Stunde gut und ich bin relativ gut drauf. Ich kann alles machen, was ich machen möchte. Aber das ist dann wieder vorbei. Dann kommt wieder diese Bremse, wo mein Motor zwar läuft, aber ich nicht weiterkomme. Das ist fünf, sechs Mal am Tag. Und in der Nacht bin ich im Moment ein unbewegliches Zementsackerl. Denn ich kann mich nicht selbständig umdrehen im Bett.

    SN: Sie sind ja früher sehr viel beruflich und privat gereist; auch als Musikfan. Ist das für Sie weiterhin noch möglich?

    Reisen ist nur mehr mit Einschränkungen möglich. Ich bin ja tatsächlich ein Weltreisender gewesen: Ich habe mein halbes Leben in Australien und Indien verbracht. Aber ich habe auch heuer schon zwei größere Trips hinter mir: Ich bin nach Barcelona zum Welt-Parkinson-Kongress geflogen. Und ich war auch beim dreitägigen Jazz-Festival heuer im Jänner in Saalfelden. Nach Saalfelden bin ich ganz alleine mit dem Zug angereist. Aber in Saalfelden bin ich draufgekommen, dass so etwas eigentlich fast  nicht mehr geht für mich. Ich bräuchte eigentlich jemanden, der mir hilft; der mich an der Hand nimmt, wenn ich im Off-Modus bin. Denn wenn ich auf On bin, mache ich alles selber, auch den Check-In und so weiter. Aber ich bräuchte jemanden, der mich in der früh aus dem Bett herauszieht. Und insgesamt braucht es für solche Reisen bei mir sehr viel Vorausplanung: Ich muss die Tabletten abzählen, denn es ginge gar nicht, wenn ich die Medikamente nicht dabeihabe. Aber das Fliegen nach Barcelona war möglich, aber nur unter großen Mühen und mit guter Planung: Denn, wenn ich einen Termin habe, muss ich rechtzeitig vorher die Medikamente nehmen, damit ich keinen Stress bekomme. Aber derzeit habe ich insgesamt einen Punkt erreicht, wo ich kaum mehr mit Fremden kommuniziere oder in die Öffentlichkeit gehe und auch keine Ansprachen mehr halte…

    SN … dabei waren bzw. sind sie ja aktuell hauptberuflich Autor, Herausgeber eines Online-Kulturmagazins, sowie Konzertveranstalter. Wie gut und wie lange können bzw. konnten Sie ihren Beruf trotz der Krankheit ausüben?

    Ich habe für den heurigen Sommer noch zum vierten Mal ein Kulturfestival in meiner Wahlheimat, der Gemeinde Stattegg (Bezirk Graz-Umgebung, Anm.), konzipiert und kuratiert. Das ist mein Abschiedsgeschenk an die Gemeinde. Dann ist dieses Engagement für mich vorbei. Aber zum Thema Berufsleben: Wie schon vorhin erwähnt habe ich von 1989 bis 2013 in Australien gelebt und dort als Grafiker mein Geld verdient. Aber, als ich 2006 die Parkinson-Diagnose bekommen habe, habe ich dort bereits innerhalb eines Jahres eine Arbeitsunfähigkeits-Pension genehmigt bekommen. Ich habe aber normal weitergearbeitet, daneben aber immer mehr Dinge gestartet, die ich freiwillig und ehrenamtlich, also ohne Erwerbsabsicht mache. Also, es geht schon irgendwie so dahin. Daher war auch der Verlag, den ich gegründet habe, eigentlich ein Hobby. In Australien habe ich außerdem als Reiseführer im Busch gearbeitet; und habe in meiner Zeitschrift Literatur- und Buchbesprechungen gemacht. Es war also ein Gesamtmix an Tätigkeiten, den ich so gemacht habe. Seit 2013 bin ich wieder zurück in Österreich; da bekomme ich auch eine Pension – aber nur rund 180 Euro, weil ich hier nur etwa 10 Jahre in die Pensionsversicherung eingezahlt habe. Ich bin also versicherungstechnisch gesehen mehr Australier als Österreicher. Ich habe zwar eine besch… Krankheit, aber es gibt Schlimmeres.

    SN: Mit welchen Medikamenten haben Sie die Krankheit bekämpft? Und konnten Sie dadurch zumindestens eine Verlangsamung des Verlaufs erreichen?

    Ja. Ich kenne sehr viele Betroffene – ich bin ja der Initiator mehrerer Parkinson-Selbsthilfegruppen – und tatsächlich ist die Krankheit bei mir langsamer verlaufen als bei anderen. Das liegt vielleicht daran, dass ich versucht habe, die Medikamente sehr regelmäßig zu nehmen. Zuletzt habe ich Madopar bekommen, das soll den Dopaminspiegel heben. Diese Tabletten nehme ich, wie erwähnt, fünf Mal am Tag.

    SN: Sie gehen sehr offen mit Ihrer Erkrankung um und waren auch jahrelang Präsident einer Online-Selbsthilfegruppe. Warum machen Sie das?

    Ich glaube, ich habe es am Anfang gemacht, um mich selbst zu verstehen, um mich selbst mit dem Krankheitsbild auseinanderzusetzen. Im Vergleich mit Kolleginnen und Kollegen habe ich gesehen, dass Parkinson oft aus einem Mix aus Symptomen besteht und daher eine sehr individuelle Geschichte ist. Wenn ich mit jemandem trotz meiner Krankheit auf ein Bier gehe habe ich auch schon Fälle erlebt, wo jemand dann umgefallen ist und sich sogar etwas gebrochen hat. Ich falle manchmal auch um; aber ich bin bisher immer so gefallen, dass ich mir nichts gebrochen, sondern nur blaue Flecken hatte; aber die stören mich nicht. Das Engagement in den Selbsthilfegruppen bringt mir aber auch die Genugtuung, dass ich mit der Krankheit nicht alleine bin; denn hier lernt man Menschen mit ähnlichen Problemen kennen. Daraus sind auch Freundschaften entstanden. Aber auch die beste Selbsthilfegruppe nimmt einem nicht die Schmerzen, die man manchmal in der Nacht hat. Insgesamt fühle ich mich mit meiner Krankheit wie ein Motor, der läuft, aber nicht auf Touren kommen darf.

    SN: Stichwort Motor: Wie ist es um ihre Beweglichkeit bestellt? Manche Parkinson-Patienten landen irgendwann im Rollstuhl.

    Wenn ich gut drauf bin, fahre ich sogar noch mit dem Radl – oder mit dem Auto. Beides geht aber nur in den On-Phasen; in den Off-Phasen muss ich das Auto stehen lassen; weil ich sonst wohl Angst hätte, einen Unfall zu verursachen. Mein Neurologe hat mir schon vor längerem ein Auto mit Automatikschaltung empfohlen, mit dem fühle ich mich wohl. Aber in den Off-Phasen bin ich nicht so reaktionsfähig – etwa mit den Beinen bei den Pedalen.

    SN: Wie geht es Ihnen psychisch? Wie lebt man mit dem Wissen, eine derzeit noch unheilbare Krankheit zu haben?

    Man beschäftigt sich schon – rein theoretisch – auch mit der Suizidfrage. Aber die Ärzte sagen: Schau auf deine Lebensqualität. Denn, solange die Lebensqualität gut ist, kann man gut mit Parkinson weiterleben. Ich kann mich auch noch an mein gesundes Leben davor erinnern. Jetzt ist es schon schwer. Ich freue mich schon, wenn ich eine Stunde lang vergessen kann, dass ich krank bin – weil ich mit einem Freund rede oder einen Film anschaue – dann ist das für mich Lebensqualität! Aber, wenn ich nur mehr im Bett liege und Trübsinn blase, dann weiß ich nicht, was passiert.

    SN: Außerdem haben Sie es geschafft, mittels Rockmusik einen Preis für Parkinson-Forschung stiften zu können. Wie ist das Projekt konkret abgelaufen?

    Das war der Parkinsong-Award, den ich für junge Neurologinnen und Neurologen ausgerufen habe. Wir haben 10.000 Euro zusammengebacht – durch Spenden in der Coronazeit. Damals haben wir ein Konzert live gestreamt; daraus ist der Preis entstanden. Außerdem haben wir eine CD produziert – mit Duetten von etablierten Rock-Musikern, die gemeinsam mit Parkinson-Betroffenen gesungen haben. Das Geld ging an fünf junge Ärztinnen und Ärzte – aus Innsbruck, Graz und Niederösterreich; der Preis wurde auch in den Medien gewürdigt. Und ich habe damals auch noch weitere Benefiz-Konzerte veranstaltet – und nochmals 10.000 Euro als Stipendien für Reisen zum Welt-Parkinson-Kongress in Barcelona vergeben können. Die Stipendien sind je zur Hälfte an junge Forschende und an Parkinson-Betroffene gegangen.

    SN: Im Jahr 2022 sind Sie, mit damals 64 Jahren, auch noch als grüner Gemeinderat in ihrer kleinen Gemeinde aktiv geworden. Warum tun Sie sich das an? Was wollen Sie hier bewegen?

    Ich wollte mich selbst fit halten, darum habe ich mir das angetan. Ich war schon in meiner Zeit in Sydney dort auch Bezirksvorsteher. Daher ist Politik für mich nichts Neues. Mir geht es um die Kleinigkeiten, die man in der Kommunalpolitik bewegen kann, ganz direkt in der Nachbarschaft: Man kann da eine Fußgängerampel und dort eine verkehrsberuhigte Zone oder eine Wohnstraße umsetzen. Das haben wir auch in Sydney so gemacht. Das erste Projekt in meiner jetzigen Heimatgemeinde Stattegg war ein Postkastl, das wir bei uns am Dorfplatz installiert haben.

    SN: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

    Wünschen und kriegen ist hier ein großer Unterschied. Aber: Der größte Wunsch wäre die Heilung von Parkinson. Diesen Gedanken hat wohl jeder, der von der Krankheit betroffen ist. Denn man will ja nicht weiter durch die Gegend wackeln. Ich wünsche mir, dass ich in der Öffentlichkeit nicht für einen Alkoholiker gehalten werde, sondern, dass das Verständnis für das Krankheitsbild von Parkinson größer wird. Dazu braucht es noch viel Bewusstseinsbildung. Denn es braucht von unseren Mitmenschen auch Verständnis für unsere Unbeholfenheit. Denn unser Hirn funktioniert ja weiter gut; aber ich wirke motorisch patschert – das ist keine schöne Selbstbeschreibung, aber sie trifft zu. So ehrlich muss man sein. Als zweites wünsche ich mir, dass die medikamentösen Behandlungen so viel besser werden, dass auch die Lebensqualität im Verlauf der Krankheit weiter möglichst hoch bleibt. Denn, dass wir jetzt miteinander reden ist ja auch ein Zeichen dafür, dass ich bis auf das Motorische gesund bin.

  • SBS Radio

    SBS Radio

    Ein deutschsprachiger Beitrag von Barbara Barkhausen in Australiens multikulturellem SBS Radio über Gerald Ganglbauers „Ultimo Support Group“ für Menschen mit Parkinson.

    SBS Podcast
    Parkinson’s in the City of Sydney

    Ultimo ist ein Precinct (Bezirk) in der Innenstadt von Sydney.

  • Vojo Radkovic

    Vojo Radkovic

    Sonntagsfrühstück mit Vojo, 1947 – 2024

  • Justus Neumann

    Justus Neumann

    Menschen mit Parkinson *

    Justus Neumann ist 1987 nach Australien ausgewandert. Er hatte im September 2016 seine letzte Aufführung im MuTh (Wien) mit „Häuptling Abendwind“. Im Dezember 2022 wurde bei ihm Parkinson diagnostiziert.

    1989 oder 1990 war ich, auch ein Ausgewanderter, zu Besuch in seinem selbst gebauten Haus in Adventure Bay auf Bruny Island, einem gottverlassenen Stück Land vor Tasmanien, das stolz den besten Seelachs in alle Welt exportiert, aber mir nicht erklären konnte, was einen Wiener Burgschauspieler an diesem entlegenen Ort fest hielt.

    Eva, seine Freundin aus Österreich, bewohnte das Haus, während Justus wieder einmal im Burgtheater auf der Bühne stand. Ein oder zwei Jahre später lernten wir uns in Graz kennen, wo er mit Tamara Saulwick „Don Quichote, Mann von La Mancha“ spielte. Damals hatten wir nicht die leiseste Ahnung, dass wir beide einmal an Parkinson erkranken würden.

    Heute kämpfen wir – jeder auf seine Art – wieder gegen diese verdammten Windmühlen. Er macht das mit surrealem Witz am MuTh mit „Die Weisheit des Herrn Parkinson“. Ich hätte ihn in dieser Rolle nach so vielen Jahren gerne wieder gesehen. Auf Bruny ists wohl nicht mehr möglich, eher noch irgendwann in Wien.

    Gerald Ganglbauer