Passion Parkinson

Zum ersten Mal wurde kürzlich der Parkinsong-Award vergeben; initiiert aus persönlicher Betroffenheit und gespeist aus privaten Spendengeldern. Nina Homayoon, die steirische der fünf Preisträgerinnen und -träger, gibt Einblick in ihre Forschungsarbeit.

Ursula Scholz

„Mein Interesse an Parkinson wurde schon während des Studiums geweckt“, erzählt Parkinsong-Preisträgerin Nina Homayoon, seit 2014 Fachärztin an der Klinischen Abteilung für Neurogeriatrie der Grazer Universitätsklinik für Neurologie. Zu Studienende und im Rahmen von Famulaturen lernte sie den dortigen Klinik-Alltag kennen und schätzte besonders den Umgang mit den Menschen an dieser Klinik. So entschied sie sich, ihre Diplomarbeit auf der Neurologie zu schreiben und blieb im Anschluss gleich zur Facharztausbildung. „Das Schöne an der Behandlung von Parkinson ist, dass sich nach richtiger Diagnose und Einleitung der Therapie Tremor und Gang so deutlich verbessern können“, erklärt Homayoon, warum sie sich gerade mit dieser Krankheit beschäftigt.

„Das Schöne an der Behandlung von Parkinson ist, dass sich nach richtiger Diagnose und Einleitung der Therapie Tremor und Gang so deutlich verbessern können.“ Nina Homayoon

Richtige Diagnose

Bei der richtigen Diagnose fängt die Herausforderung allerdings schon an: „Oft kommt es anfangs zu Fehldiagnosen, weil gerade der essentielle Tremor und der von Morbus Parkinson verursachte schwierig zu unterscheiden sind und es noch kaum diagnostische Biomarker dafür gibt.“ Einen wichtigen Beitrag zur Differentialdiagnose von Tremorerkrankungen hat Homayoon aber nun mit ihrer Untersuchung von Eisenablagerungen in der Substantia Nigra geleistet. Sie konnte an jenen 40 Patientinnen und Patienten, die im hauseigenen Register für Bewegungsstörungen PROMOVE erfasst sind, nachweisen, dass es speziell bei Menschen mit Tremor-dominantem Morbus Parkinson in jenen Bereichen der Substantia Nigra zu Eisenablagerungen kommt, die vom dopaminergen Zelluntergang betroffen sind.

Dabei hat sich auch gezeigt, dass das bisherige Wissen über die Eisenablagerungen noch nicht als alleiniger Biomarker ausreicht. „Um validere Aussagen machen zu können, müssen wir entweder mehr Biomarker finden oder die Fallzahlen erhöhen.“ Homayoons nächster Ansatz wird sein, weitere MRT-Techniken zu nutzen und longitudinal zu betrachten – die ersten Betrachtungen basierten auf Schnittuntersuchungen.

Für die bisherigen Erkenntnisse wurde sie am 13. Februar mit dem Parkinsong-Award geehrt, den der selbst von Parkinson betroffene Verleger und Kulturschaffende Gerald Ganglbauer ins Leben gerufen hat. Die 10.000 Euro Preisgeld, die auf insgesamt fünf Preisträger aufgeteilt werden, hat Ganglbauer unter anderem mit der 2019 erschienenen, vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger geförderten CD „Parkinsong Duets“ finanziert. Österreichische Bands wie The Base oder Badhoven und Betroffene haben gemeinsam zwölf Songs eingespielt.

Die Preisverleihung 2020 fand im Krankenhaus der Elisabethinen statt, das den Preis damit tatkräftig unterstützte. Elisabethinen-Geschäftsführer Christian Lagger begrüßte die PreisträgerInnen und BesucherInnen – in erster Linie von der Krankheit Betroffene.

Erfahren hat Homayoon vom Parkinsong-Award, mit dem ausschließlich Parkinson-Forschende unter 40 geehrt werden, über die Homepage der Parkinson-Gesellschaft und auch auf dem Österreichischen Parkinson-Kongress wurde er vorgestellt.

Für Forschung und Weiterbildung

Das Preisgeld wird sie in Weiterbildung und weitere Forschung investieren. Homayoon ist hochmotiviert, die Früherkennung von Parkinson voranzutreiben und damit einen früheren Therapiestart und größere Therapieerfolge zu ermöglichen.

Der Parkinsong-Award reiht sich zu ihren bisherigen Poster- und Vortragspreisen, die sie im Bereich der Parkinson- und Alzheimer-Forschung erworben hat: 2009 war es der Posterpreis der 22. Jahrestagung der Österreichischen Alzheimergesellschaft, 2010 gewann Homayoon den Wissenschaftlichen Vortragspreis im Rahmen der 8. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie, 2016 und 2017 jeweils den Posterpreis der Jahrestagung der Österreichischen Parkinson Gesellschaft.

Alle drei Jahre

Die nächste Chance den Parkinsong-Award zu gewinnen, sollte es nach dem Welt-Parkinson-Kongress 2022 (WPC) in Barcelona geben – Ganglbauer will mit seinem Preis dem Drei-Jahres-Rhythmus des WPC folgen.

Alle Gewinnerinnen und Gewinner

Alessandra Fanciulli von der Med Uni Innsbruck (Early Distinction of Parkinson-Variant Multiple System Atrophy from Parkinson’s Disease), Thomas Foki vom Universitätsklinikum Tulln (Individual Cognitive Change After DBS-Surgery in Parkinson’s Disease Patients Using Reliable Change Index Methodology), Florian Krismer von der Med Uni Innsbruck (Morphometric MRI Profiles of Multiple System Atrophy Variants and Implications for Differential Diagnosis) und Philipp Mahlknecht, ebenfalls Med Uni Innsbruck (Performance of the Movement Disorders Society Criteria for Prodromal Parkinson’s Disease: A Population-Based 10-Year Study).

© AERZTE Magazin Steiermark 03/2020
Fotos: Peter Purgar, Christina Plankensteiner

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