GERALD GANGLBAUER & BADHOVEN – „Parkinson Blues“
In: music austria, 19. Januar 2022
Es gibt gewöhnliche Veröffentlichungen und solche, die in ihrer Bedeutung dann doch eine andere Ebene durchstoßen. Genau um eine solche handelt es sich bei „Parkinson Blues“. GERALD GANGLBAUERS im vergangenen Jahr erschienene Mini-EP ist zugleich eine Verneigung vor dem 2018 verstorbenen Musiker und Komponisten STEFAN WEBER wie auch der eindringliche musikalische Ausdruck der eigenen Gemütslage.
Wie der ehemalige legendäre Drahdiwaberl-Frontmann bis zu seinem Tod mit der Krankheit Parkinson zu kämpfen hatte, muss dies auch der gebürtige Grazer tun. Seit mittlerweile mehr als fünfzehn Jahren. Und das auch mehr schlecht als recht, wie Gerald Ganglbauer in einem im letzten Jahr erschienenen Interview mit dem Profil erzählt. Doch aufgeben und sich einfach dem Schicksal ergeben, kommt für den Autor, Verleger und Zeitschriftenherausgeber, der viele Jahre in Australien lebte, in keinem Moment in Frage.
Der Grazer mit der Liebe für rockige Klänge engagierte sich seit Anbeginn und arbeitete unermüdlich daran, mehr Bewusstsein für das Thema zu schaffen. Unter anderem tut er dies mit parkinsong.org, einem Musikprojekt, zu dem er durch den 4. Weltparkinsonkongress in Portland inspiriert wurde und in dessen Rahmen Musiker*innen und Songwriter*innen mit Parkinson-Betroffenen Duette singen. Das erste Ergebnis dieses Projektes war 2019 das Album „Parkinsong Duets“, das beim fünften Weltparkinsonkongress in Kyoto/Japan präsentiert wurde. Mit dem Reinerlös rief Gerald Ganglbauer den mit € 10.000 dotierte Parkinsong Award ins Leben, der besondere Leistungen in der Parkinson-Forschung auszeichnet und 2020 erstmals vergeben wurde.
2021 folgte dann die bereits eingangs erwähnte Mini-EP „Parkinson Blues“. Gemeinsam mit der Grazer Hardrock-Gruppe Badhoven, die schon für das Album „Parkinsong Duets“ zwei Songs beigesteuert hatte, machte sich Gerald Ganglbauer unter anderem an ein Cover bzw. eine Neuinterpretation des gleichnamigen Liedes aus der Feder von Stefan Weber. Die Nummer kann als eine schonungslose Abrechnung mit der Krankheit verstanden werden. Man hört in der Stimme Ganglbauers, wie in Stefan Webers Original, die Wut heraus, die Verzweiflung, die ihn begleitet.„I scheiß auf den Parkinson“ schreit er, um im gleichen Atemzug ein „the show must go on“ folgen zu lassen. Und es geht weiter, wie der Grazer mit seinen Projekten zeigt. Er hat auch in Zukunft noch einiges vor. Unterkriegen lässt er sich nicht.
Michael Ternai